Friedrich Schillers, Sämmtliche Werke, Band 1, 1817

SCHILLERS MEISTERWERKKABALE UND LIEBE

„Kabale und Liebe“ ist ein Meisterwerk. Zwei junge Menschen verlieben sich ineinander. Doch die Intrigen des Hofes entzweien sie – und führen schließlich zu ihrem Tod. Der Dichter Friedrich Schiller, ehemals Schüler auf der Solitude, kritisierte mit seinem Drama das Leben am Hof und Herzog Carl Eugen.

Schloss Solitude, Außenaufnahme

Die Carlsschule war das Prestigeprojekt des Herzogs Carl Eugen.

DIE CARLSSCHULE AUF DER SOLITUDE

Die Carlsschule war ein Herzensprojekt von Herzog Carl Eugen. Die Lehranstalt wurde 1770 auf Schloss Solitude als „Militärisches Waisenhaus“ gegründet und wuchs rasch. Ab 1773 konnten Söhne von Adligen, Offizieren und Beamten in die nun „Militärakademie“ genannte Einrichtung eintreten. In diesem Jahr wurde Friedrich Schiller – der wohl berühmteste Schüler der Carlsschule – in die Schule aufgenommen. Schiller studierte zunächst Jura, dann Medizin. Seine Leidenschaft war jedoch die Literatur.

Schloss Solitude Stuttgart, Medaillon, Profilbild Herzog Carl Eugens

Herzog Carl Eugen bemühte sich um die Auslieferung Friedrich Schillers.

DER HERZOG UND DER DICHTERFÜRST

Schiller verfasste bereits mit 13 Jahren sein erstes Theaterstück. Mit „Die Räuber“ feierte er 1781/1782 großen Erfolg. Der Dichter schlich sich zur Uraufführung aus der Carlsschule in das damals kurpfälzische Mannheim. Vier Monate später reiste er erneut ohne Genehmigung ab – Herzog Carl Eugen stellte ihn daraufhin unter Arrest. Der Konflikt eskalierte bald: Schiller erhielt Schreibverbot. Ende 1782 floh er deshalb aus Württemberg – damals hatte der Dichter bereits die Idee zu „Kabale und Liebe“.

Ferdinand aus Schillers „Kabale und Liebe“, Stahlstich von Conrad Geyer, um 1859

Ferdinand von Walter ist wütend: Seine Angebetete liebt scheinbar einen anderen.

LEIDENSCHAFTLICHE LIEBE

1784 vollendete Schiller „Kabale und Liebe“. Das Drama handelt von einer unglücklichen Liebe – und ist zugleich die beißende Kritik an Herzog Carl Eugen und seinem Lebenswandel: Luise Miller, die Tochter des bürgerlichen Stadtmusikanten, und Ferdinand von Walter, Sohn des adeligen Präsidenten am Hof, sind verliebt. Beider Familien sind jedoch gegen die Verbindung. Der Präsident will seinen Sohn standesgemäß mit einer Adligen verheiraten und so seinen Einfluss am Hof ausbauen.

Luise Miller aus Schillers „Kabale und Liebe“, Stahlstich von Conrad Geyer, um 1859

In Schillers „Kabale und Liebe“ wird der Bürgerlichen Luise Miller das Herz gebrochen.

… UND HERZZERREISENDE INTRIGEN

Ferdinand verweigert sich den Plänen seines Vaters und droht, dessen Intrigen aufzudecken. Doch der Präsident verfolgt rücksichtslos seine Ziele: Die Eltern Luises werden verhaftet. Die Tochter zwingt man, einen Liebesbrief an einen anderen zu fälschen – ansonsten würden ihre Eltern sterben. Zudem nötigt man Luise einen Eid ab. Sie solle behaupten, dass sie den Brief aus eigenem Willen geschrieben habe. Der Plan scheint aufzugehen: Ferdinand konfrontiert Luise wutentbrannt – und Luise muss lügen.

Schloss Solitude, Weißer Saal

Schloss Solitude – ein Rokoko-Lustschloss in der Einsamkeit des Glemswaldes.

KRITIK AM WÜRTTEMBERGISCHEN HOF

Daraufhin vergiftet Ferdinand Luise und sich. Das Sterben befreit sie von ihrer Schweigepflicht. Sie gesteht Ferdinand das falsche Spiel – und vergibt ihm. Der junge Adlige realisiert, was geschehen ist. Seinem Vater vergibt er in seinen letzten Momenten. Schiller spart in seinem Stück nicht mit Kritik: Verschwendungssucht, der fürstliche Verkauf von Soldaten und Willkürherrschaft werden genauso verurteilt wie Mätressenwirtschaft und Intrigen. Den Zeitgenossen war klar, woher Schiller seine Inspiration nahm.

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Liebe – Lust – Leidenschaft