Foto: Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Achim Mende

Ein Lustschloss par excellenceMaison de plaisance

Im herzoglichen Jagdrevier auf den waldreichen Höhen westlich von Stuttgart sollte ein stilvoller Rückzugsort für Herzog Carl Eugen von Württemberg entstehen. Entsprechend erhielt das Schloss den bezeichnenden Namen „Solitude“, französisch für „Einsamkeit“. In der Solitude konnte sich der Herzog fernab der Residenz und ihrer politischen Ereignisse erholen.

Schloss Solitude, Außenaufnahme

Freitreppen für den Ausblick.

ein Freizeitschloss

Was im Deutschen Lustschloss heißt, führt in die Irre. Denn im französischen Ursprung bedeutet „Plaisance“ Spaß und Vergnügen – ganz ohne jeden Nebensinn. Und so meinten die Architekturlehrbücher mit „Maison de plaisance“ auch ein Schloss, in dem das Leben frei von den Verpflichtungen des Zeremoniells sein sollte – ein Freizeitschloss. Für die Architekten entwickelte sich der Entwurf der kunstvollen Bauten zu einer der lustvollsten Bauaufgaben überhaupt.

besonderes Beispiel

Schloss Solitude ist da ein ganz besonders herausragendes Beispiel: Wer sich den Grundriss des weitgehend symmetrischen Bauwerkes anschaut, staunt über die Raffinesse, mit der der Architekt auf engem Raum festliche Säle und elegante Kabinette ineinanderfügt und verbindet. Von Saal zu Saal verändert sich das Bild. Man spürt geradezu die Lust am Knobeln. Wie weit der baulustige Herzog Carl Eugen selbst Hand an die Entwürfe gelegt hat, bleibt bis heute ungeklärt. Der berühmte Architekt Philippe de la Guêpière aus Paris wurde erst bei den Fassaden hinzugezogen, Ferdinand Heinrich Fischer dann für die Innenausstattung.

Schloss Solitude, Außenansicht

Ein weitgehend symmetrisches Bauwerk.

Bildnis Herzog Carl Eugens von Württemberg

Vergnügungen fand Carl Eugen auf der Solitude.

Rückzugsort für vergnügliche Stunden

Carl Eugen zog sich häufig im kleinen Kreis auf die Solitude zurück: Der Herzog widmete sich der Aufsicht über die Bauarbeiten am Schloss, die Damen und Kavaliere spazierten in den Gärten und unternahmen Ausflüge in die nähere Umgebung. Abends traf man sich zu Spiel und Tanz oder einem Konzert. Der Herzog und sein Gefolge wohnten in den zuerst fertig gestellten beiden Flügelbauten, die der Unterbringung und Versorgung der Gesellschaft dienten. Das Hauptschloss war für die großen Empfänge gedacht.

Kupferstich des Rotwildparks am Bärenschlössle in Stuttgart aus dem Jahr 1840

Rotwildparks erlaubten eine einfache Jagd.

Dem Herzog vor die Flinte getrieben

Mit dem Bau der Solitude wurde das Jagdrevier im Leonberger Forst erweitert. Gerade Achsen dienten als Schussfelder und für den Jagdtross als Manövrierfläche. Weitläufige Tiergärten vervollständigten den Jagdpark. Schwarz-, Rot- und Damwild sowie Fasane waren Attraktion und Jagdwild zugleich. Pavillons im Jagdpark dienten als Ausflugsziele und Rastplätze. Carl Eugen ging oft auf die Pirsch, nur von einem Adjutanten begleitet. Große Jagden veranstaltete man im Herbst und für fürstliche Besucher. Dann wurde das Wild den Gästen vor die Flinten getrieben.

Mit der „Wurst“ unterwegs

Die „Wourst“ war keineswegs ein herzhafter Leckerbissen für unterwegs. Es handelte sich vielmehr um einen gelenkigen Jagdwagen, mit der die Gesellschaft durch den Garten oder zu nahe gelegenen Ausflugszielen wie dem Bärensee fuhr. Statt auf Bänken einander gegenüber zu sitzen, mussten alle breitbeinig auf einem langen Balken Platz nehmen, der entlang der Mittelachse angebracht war. Ein typischer Ausflug konnte so aussehen: „Nach der Tafel spielte man“ […], abends fuhr man „in 2 Würsten spatzieren; nach diesem ging es in die Opera“ (24. Juni 1768).

Unterwegs im ehemaligen herzoglichen Wildpark: Verbinden Sie einen Besuch in Schloss Solitude mit einem anschließenden Spaziergang zum Bärenschlösschen im Rotwildpark – ein Ausflug, den schon Carl Eugen mit seinem Hofstaat unternahm. Eine lohnenswerte Variante mit Kindern: der Besuch der Gehege mit den Wildschweinen und Hirschen. Und verschiedene Grillplätze gibt es auch!

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