Nicolas Guibal (1725 – 1784), Porträt um 1750

DER „PREMIER PEINTRE“ DES HERZOGSNICOLAS GUIBAL

Er war ein Liebling des Herzogs Carl Eugen von Württemberg: Nicolas Guibal (1725–1784). Der „erste Hofmaler“ prägte mit seinem französisch-klassizistischen Stil nachhaltig die herzoglichen Schlossbauten in Württemberg – eines davon: das Schloss Solitude.

WIE SCHLÄGT SICH EIN FRANZOSE IN STUTTGART?

Nicolas wuchs in Lunéville als Sohn des französischen Bildhauers Barthélemy Guibal auf. Im Jahre 1749 kam er nach Stuttgart an den württembergischen Hof. Hier erkannte Herzog Carl Eugen das Potenzial des jungen Franzosen. Zu seinen ersten Aufgaben gehörten das Arrangieren von Hoffesten und der Entwurf von Theaterdekorationen. Er genoss vermehrt die Gunst des Herzogs und wurde sein Berater in künstlerischen Fragen – einer der Gründe, warum er mit herzoglichem Stipendium nach Rom kam.

Schloss Solitude, Marmorsaal

Klassizistische Elemente im Marmorsaal: Säulen wie in der Antike.

WAS MACHT GUIBAL IN ROM?

Ein weiterer Grund für den fünfjährigen Aufenthalt in Rom: Es war die Umbruchszeit vom prunkvollen Rokoko zum Frühklassizismus. Guibal sollte sich den neuen Stil für die Umsetzung am württembergischen Hof aneignen. Er arbeitete mit A. R. Mengs, dem Gründervater des Klassizismus. Sein Rückgriff auf geradlinige, klare Formen beeinflusste Guibal nachhaltig. Während einer Italienreise 1753 machte sich Carl Eugen ein Bild vom Fortschritt seines Zöglings. Er zeigte sich zufrieden – so zufrieden, dass er das jährliche Stipendium verdreifachte.  

Schloss Solitude

Schloss Solitude: das schönste Beispiel für den süddeutschen Spätrokoko im Übergang zum Klassizismus.

WAS IST EIN „PREMIER PEINTRE“?

Nach seiner Rückkehr aus Rom ernannte der Herzog Guibal zum „premier peintre“ – zum ersten Maler am herzoglichen Hof. Seine Aufgaben waren vielfältig, unter anderem kümmerte er sich um die Innenausstattung der Solitude: ein Monument, das im Innenraum beide Stile, sowohl Rokoko als auch Frühklassizismus, in sich vereint. Rückblickend sieht man, dass Guibal in seinen Werken die stilistische Umbruchzeit repräsentiert, in der er sich befand.

Schloss und Schlossgarten Schwetzingen, Deckengemälde im Badhaus

Guibals Deckengemälde im Badhaus von Schwetzingen.

WO FINDET MAN WERKE DES MALERS NOCH HEUTE?

In seiner schöpferischen Blütezeit kreierte Guibal mehrere monumentale Deckengemälde. Bedeutend ist das zentrale Deckengemälde im Weißen Saal des Schlosses Solitude. Es stellt Herzog Carl Eugen als erfolgreichen Regenten dar. Ein weiteres Deckengemälde befindet sich im Badhaus, gelegen im Schlossgarten von Schwetzingen. Es zeigt das Thema „Aurora vertreibt die Nacht“. Spannend gemacht ist der täuschend echte Blick durch einen nach oben offenen Raum in den Morgenhimmel.

Frankreich und Deutschland blicken auf eine wechselvolle gemeinsame Vergangenheit zurück. Die Themenwelt „Ziemlich gute Freunde. Frankreich und der deutsche Südwesten“ betrachtet mit faszinierenden Geschichten, Anekdoten und Persönlichkeiten die spannungsreiche Beziehung der beiden Nachbarländer.

Ziemlich gute Freunde

Mehr erfahren

Persönlichkeiten

Kunstwerke & Räume

Stilepochen

Arbeit & Vergnügen

Bitte wählen Sie maximal 5 Schlagwörter aus.