Schloss Solitude, Außenaufnahme

Der Herzog und seine SchlösserMeilensteine

Eine Residenz galt im 18. Jahrhundert nur dann als repräsentativ und angemessen, wenn sie neben dem Residenzschloss mehrere kleinere Jagd- und Lustschlösser in der Umgebung zu bieten hatte. Herzog Carl Eugen von Württemberg ließ zahlreiche Prachtbauten rund um Stuttgart errichten.

Stich von Schloss Hohenheim in Stuttgart-Hohenheim, Foto: Landesmedienzentrum Baden-Württemberg, Dieter Jäger

Eine Sommerresidenz: Schloss Hohenheim.

Die Hofhaltung

Ein barocker Herrscher lebte üblicherweise in der Hauptresidenz: Sie war für hohe offizielle Anlässe notwendig, außerdem war hier die Hofverwaltung untergebracht. Herzog Carl Eugen nutzte Ludwigsburg als Residenz, unter den anderen württembergischen Herzögen und Königen war es Stuttgart. Für die Unterhaltung des Hofes vor allem während der Sommermonate standen in einiger Entfernung auf dem Land Lust- und Jagdschlösser wie Schloss Monrepos, Schloss Solitude oder Schloss Hohenheim zur Verfügung. Große Jagden im Herbst verlegte Herzog Carl Eugen gerne in die Jagdreviere um Schloss Kirchheim und Schloss Urach.

Das Palmenzimmer von Schloss Solitude, Foto: Landesmedienzentrum Baden-Württemberg, Andrea Rachele

Verspieltes Rokoko im Palmenzimmer.

Wohnen mit Stil

Schloss Solitude gilt als einzigartiges Zeugnis süddeutscher Baukunst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Im Gegensatz zu anderen Schlössern ist es weder von nachfolgenden Generationen umgestaltet, noch im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. Die Solitude gilt als typisches Beispiel für ein fürstliches Lustschloss, das am Übergang vom Rokoko zum Frühklassizismus errichtet wurde und beide Stilrichtungen in sich vereint.

Das Deckengemälde im Weißen Saal von Schloss Solitude zeigt die Wohlfahrt des Landes, Landesmedienzentrum Baden-Württemberg, Andrea Rachele

Verherrlichung der Regierung Carl Eugens im Weißen Saal.

Selbstdarstellung zu einem hohen Preis

Weithin bekannt bei den Zeitgenossen waren die ausschweifenden Feste, Jagden und Opernaufführungen des württembergischen Herzogs Carl Eugen. Der weitgereiste Giacomo Casanova bezeichnete den Hof als den „glänzendsten in Europa“. Der Bau der Solitude als Ort dieser Hofhaltung war eine der umfangreichsten Bauunternehmungen des 18. Jahrhunderts in Südwestdeutschland. Doch das alles hatte seinen Preis: Carl Eugen trieb das Herzogtum Württemberg an den Rand des Ruins – und geriet innenpolitisch unter Druck.

Stühle in Schloss Solitude Stuttgart, Foto: Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Niels Schubert

Elegantes Mobiliar diente der Repräsentation.

Wie ging es mit der Solitude weiter?

Das letzte große Fest fand 1782 statt. Die württembergischen Regenten gaben die pflegeintensiven Gärten auf und ließen manche Gartengebäude sogar abbrechen. Seit etwa 1830 erfreute sich die Solitude als Ausflugsziel großer Beliebtheit. In den folgenden Jahrzehnten wurde sie wieder mit Möbeln ausgestattet, unter König Karl renoviert. Königin Olga nutzte die Solitude oft für Treffen mit ihrer russischen Verwandtschaft. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts folgten umfangreiche Restaurierungsmaßnahmen. Seither ist das Hauptschloss für Besucher geöffnet und die Flügelbauten werden von der Akademie Schloss Solitude genutzt.

Eine schwäbische „Villa Massimo”: So könnte man die Akademie Schloss Solitude charakterisieren. Die Stiftung hat die Aufgabe, jüngere, besonders begabte Künstlerinnen und Künstler durch Wohn- und Arbeitsstipendien zu fördern. Die Stipendiaten wohnen und arbeiten in möblierten Studios, die sich in den ehemaligen Kavaliershäuschen von Schloss Solitude befinden.

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