Schlitten aus der herzoglichen Sammlung in Schloss Urach, Foto: Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Urheber unbekannt

Salzige VerschwendungDie Schlittenfahrt

Viele Geschichten ranken sich um das Leben des württembergischen Herzogs Carl Eugen, der in jungen Jahren seine Gäste mit aufwendigen Vergnügungen beeindruckte. Als Höhepunkt seiner Verschwendungssucht wird gerne die Geschichte von der Schlittenfahrt erzählt.

Allee zum Schloss Solitude

Allee zum Schloss Solitude.

Sagenhafte Schlittenfahrt

Da der echte Schnee im Sommer (!) fehlte, soll der Herzog den Befehl gegeben haben, Salz auf die 13 Kilometer lange Solitudeallee zwischen Ludwigsburg und Schloss Solitude zu streuen, damit die gewünschte Schlittenfahrt stattfinden konnte. Doch dies hätte wohl selbst die Möglichkeiten eines Carl Eugen überschritten: Salz war lange Zeit wertvolles Handelsgut und teures Würz- und Konservierungsmittel. Wahr dagegen: Carl Eugen nutzte die Solitudeallee bei offiziellen Empfängen, um seine Gäste unter Kanonendonner zur Solitude zu geleiten.

Foto: Wikipedia, gemeinfrei

Giacomo Casanova, ein Gast am württembergischen Hof.

Verrücktheiten aller Art

Unsummen verschlangen die rauschenden Feste am württembergischen Hof. Kein Aufwand wurde gescheut, keine Pracht schien zu teuer. Aus damaliger Sicht war dies notwendig: Außenpoltisch war Württemberg unbedeutend und nur durch ein hohes Maß an Repräsentation konnte es Aufsehen erregen. Herzog Carl Eugen ließ Künstler und Schauspieler nach Württemberg kommen, um große Theaterhäuser zu errichten und zu bespielen. Der weitgereiste Giacomo Casanova beschrieb den Herzogshof in seinen Memoiren als den „glänzendsten in Europa“. „Großzügige Gehälter, prachtvolle Gebäude, Jagdzüge und Verrücktheiten aller Art“, aber vor allem das Theater sorgten damals bei dem Gast für Begeisterung.

Vergoldeter Konsoltisch im Appartement von Herzog Carl Eugen im Schloss Solitude, Foto: Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Andrea Rachele

Vergoldeter Konsoltisch im Schloss Solitude.

Der Widerstand wächst

Gegen diesen Prunk, der die wirtschaftlichen Kräfte Württembergs weit überstieg, regte sich bald Widerstand. Die Ständevertretung, die in Württemberg eine starke Position gegenüber den Herzögen besaß, verklagte 1764 Carl Eugen bei der Reichshofkammer in Wien: Sie wandten sich gegen seinen Regierungsstil, seine Truppenaushebungen, seine Steuererhebungen und nicht zuletzt gegen den ungeheuren Aufwand für den Bau der Solitude. Erst Jahre später kam es zu einer Einigung.

Der Herzog bei der Gartenarbeit

Die Beziehung zu Franziska von Hohenheim, seit 1772 als Mätresse, später als Ehefrau an seiner Seite, scheint den Herzog gemäßigt zu haben. In ihr Tagebuch notierte sie die bisweilen beschaulichen Erlebnisse mit Carl Eugen. Im Juni 1781 hielten sich demnach beide in Schloss Hohenheim auf und beschäftigten sich in den Gartenanlagen des „Englischen Dörfles“. Franziska schrieb: „...auch säde ich im Dörfle Salad u. der Herzog rechneden hinein.“ Das war ein typischer Zeitvertreib des Adels: Man vergnügte sich wie in einem Schauspiel mit dem „einfachen“ Landleben – umgeben von entsprechendem Luxus.

Stich von Schloss Hohenheim in Stuttgart-Hohenheim, Foto: Landesmedienzentrum Baden-Württemberg, Dieter Jäger

Eine Sommerresidenz: Schloss Hohenheim.

Plaudern Sie doch mal persönlich mit Franziska von Hohenheim – bei einer Kostümführung in Schloss Solitude.

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